Vermutlich waren es diese Minuten, die das Spiel für Mainz 05 und damit auch die Meisterschaft gegen Borussia Dortmund entschieden: Erst schlug Edimilson Fernandes einen Eckball scharf und mit viel Effet an den ersten Pfosten, wo Andreas Hanche-Olsen am schnellsten war und den Ball über die Linie drückte (15.). Der nächste BVB-Spieler, der den Treffer mit etwas mehr Verve vielleicht hätte verhindern können: Sebastien Haller.
Wenig später Elfmeter für den BVB und den Ball schnappt sich: Sebastien Haller. Ein kurzer Anlauf ein Schuss – und ein Aufstöhnen im Stadion, weil Mainz-Torhüter Finn Dahmen den schwach geschossenen Strafstoß parierte (19.). Statt des schnellen Ausgleichs fiel wenig später das 0:2, dem Dortmund zu lange hinterherrannte – erst in der Nachspielzeit gelang der Ausgleich zum 2:2 Endstand.
Aber warum hatte Haller überhaupt geschossen, anstelle des zuletzt so sicheren Schützen Emre Can? „Weil Seb sich sehr gut und sehr sicher gefühlt hat und weil wir ein unglaubliches Vertrauen in ihn haben“, meinte Trainer Edin Terzic.
Can selbst zuckte mit den Schultern, sagte erst gar nichts und meinte dann: „Seb hat sich gut gefühlt, darum hat er geschossen." Und Sportdirektor Sebastian Kehl verwies darauf, dass Haller in seiner Zeit bei Eintracht Frankfurt stets die Elfmeter übernommen und meistens versenkt hatte.
Diesen einen, diesen so wichtigen Strafstoß vergab der Stürmer – und so bekam das Märchen, das er in dieser Saison bislang geschrieben hatte, ein trauriges Ende nach den zuletzt so überragenden Wochen. Denn man darf nicht vergessen: Dass Haller überhaupt auf dem Platz stand, war eine gewaltige Leistung.
Im Sommer wurde Hodenkrebs bei ihm diagnostiziert, in der Hinrunde quälte er sich durch zwei Operationen und vier Chemotherapie-Durchläufe. Und schon im Januar, am 16. Spieltag, kehrte er auf den Rasen zurück. Er wurde immer stärker, zuletzt war er beim 3:0-Sieg gegen den FC Augsburg mit zwei Treffern der überragende Mann – doch die finale Krönung blieb ihm nun versagt. Haller habe dennoch „eine Geschichte geschrieben, die unfassbar ist“, meinte sein Trainer Terzic.
BVB-Stürmer Sebastien Haller agiert unglücklich
Nur die Krönung dieser unfassbaren Geschichte blieb aus, gegen Mainz agierte Haller auch nach dem verschossenen Elfmeter unglücklich. Im Strafraum war nur selten ein Durchkommen gegen die starken Mainzer Abwehrspieler. So blieb nur der Blick nach vorne, für den BVB wie für Haller. Neun Saisontore hat er gemacht, obwohl er in der Hinrunde fehlte und erst gegen Ende der Rückrunde komplett fit war. In der kommenden Saison dürften die Dortmunder viel Freude an ihm haben.